Qualifizierung

Basisschulung

Von Dezember 2016 bis März 2017 bildete der Caritasverband Worms e.V. in Kooperation mit der Stadt Worms und mit der Unterstützung des Bundesprogramms Demokratie leben! mehrsprachige Personen zu ehrenamtlichen Alltagsdolmetschern aus. In einer 90-stündigen Basisschulung wurden die Teilnehmenden darauf vorbereitet, im Sozial- und Bildungswesen kultursensible Dolmetscheinsätze zu übernehmen. Teilnehmende lernten in dieser Schulung die Grundzüge des professionellen Dolmetschens kennen (Techniken, Strategien, Arbeitsweisen und Berufsethos), setzten sich in Workshops und einem interkulturellen Training mit kultureller Vielfalt in der hiesigen Gesellschaft auseinander und erwarben ein solides Basiswissen über die Arbeit verschiedener Behörden und Beratungsdienste sowie Grundlagen des Asylrechts. Auf diese Weise sollten (oft bereits aktive) Laiendolmetscher für grundlegende Qualitätskriterien der Verdolmetschung sensibilisiert werden: Neutralität, Vollständigkeit, Transparenz und Genauigkeit in der Verdolmetschung. 13 Teilnehmende schlossen diese Schulung erfolgreich ab.

Die Schulung umfasste die folgenden Elemente:

Modul 1:
Dolmetschen Grundlagen und Grundprinzipien des Dolmetschens;
Ethische Aspekte des Dolmetschens;
Besonderheiten und Dynamiken der dolmetsch-vermittelten Kommunikation;
Dolmetschtechniken und –Strategien;
Strategien des Gesprächsmanagements;
Annäherungs- und Distanzierungstrategien: Empathiefähigkeit und Selbstschutz

Modul 2:
Sachkompetenzen Grundlagen des Sozial- und Bildungswesens;
Fachsprache;
Herausforderungen der institutionellen Kommunikation bei sprachlicher und kultureller Vielfalt;
Grundlagen des Asyl- und Flüchtlingsrechts;

Modul 3:
Kultur und Gesellschaft Zuwanderungsland Deutschland: Migration, Inklusion und Exklusion;
Interkulturelles Training;
Umgang mit Konflikten.

Aufbauschulung

Diese Kenntnisse und Kompetenzen wurden anschließend in einer 48-stündigen Aufbauschulung für Sprachmittler ausgebaut, in der vertiefende Module in den Bereichen Sprachmittlung und Sachkompetenzen absolviert wurden. Das Sprachmittlungsmodul befasste sich vor allem mit komplexen Dolmetschsituationen (Trialoge mit mehreren Gesprächsparteien, Gruppenveranstaltungen, emotionale Gesprächen usw.) sowie professionellem Auftragsmanagement. In dem Sachkompetenz-Modul lag der Schwerpunkt auf anderssprachigen Frauen und Familien, vor allem auf den Themen Schwangerschaft und Geburt, Kita und Schule sowie Schutz vor häuslicher Gewalt. Es kamen ebenfalls neue Teilnehmende hinzu, die sich in diesem Bereich weiterbilden wollten. Insgesamt absolvierten 13 Teilnehmende diese Schulung. Unterstützt wurde das Projekt vom Katholischen Bildungswerk Rheinhessen.

 http://www.caritas-worms.de/aktuelles/presse/sie-werden-gebraucht.-54e9f3eb-67b8-48a6-b8ff-24c736671616

Die Schulung umfasste die folgenden Elemente:

Modul 1: Sachkompetenzen: Beratung und Unterstützungsangebote für die Zielgruppe anderssprachige Frauen und Familien

Unterstützung bei Schwangerschaft und Geburt;
Frauen, sexualisierte Gewalt und das Frauenhaus;
Schulsozialarbeit im Kontext sprachlicher und kultureller Vielfalt;
Erweiterte Sprachkenntnisse und Terminologie;
Referate der Teilnehmer*innen.


Modul 2: Sprachmittlung im sozialen und behördlichen Bereich im Caritasverband Worms (vertiefendes Modul)

Dolmetschen für den Bedarfskreis Frauen, Kinder und Familien;
Gesprächsmanagement- und Interventionsstrategien in Dolmetsch-situationen mit mehreren Fachkräften und Klienten; Dolmetschtechniken und –strategien;
Recherche und Auftragsmanagement;
Berufspraktische und berufsethische Kenntnisse der Dolmetschtätigkeit im sozialen Bereich;
Selbstschutz und Selbstkompetenz.

Gleichzeitig begannen die Alltagsdolmetscher*innen nach Abschluss der Basisqualifizierung, ehrenamtlich gegen eine Aufwandsentschädigung Dolmetscheinsätze wahrzunehmen. Diese wurden durch die Projektkoordinatorin begleitet, evaluiert und thematisch in die Aufbauschulung integriert.

Über die Schulungen hinaus
Zusammen leisteten die Basis- und Aufbauschulung einen Beitrag, die Dolmetschlandschaft in Worms nachhaltig zu verändern, indem als Laiendolmetscher aktive Personen in Qualitätskriterien und einer professionellen Arbeitsweise geschult wurden. In ihren unterschiedlichen Positionen und Rollen wenden diese Personen die erlernten Kompetenzen nun an.

Die Teilnehmenden, die beide Schulungen erfolgreich abschlossen, erhielten eine Teilnahmebestätigung, die sie als verantwortungsbewusste und kompetente Sprachmittler*innen ausweist. Sie haben die Möglichkeit, selbstständig auf Honorarbasis tätig zu werden.

Von September bis Dezember 2017 wurde das Projekt „Professionalisierung der Sprachmittlung“ der Fachstelle vom Ministerium für Familie, Frauen, Jugend, Integration und Verbraucherschutz Rheinland-Pfalz (MFFJIV) unterstützt. Neben der persönlichen und fachlichen Begleitung der Sprachmittler in die Selbstständigkeit oder bei der weiteren beruflichen Orientierung wurden im Rahmen dieses Projekts ein Tagesseminar zur Existenzgründung sowie regelmäßige Reflexionstreffen angeboten.